Stefanie Bickel
Carsten Nicolai
Kristalline Schönheiten im mathematischen Raum
Raumschiff Enterprise gelandet in der Schirn
Copyright, Stefanie Bickel
Nachdruck mit freundlicher Genehmigung.
Die Frankfurter Kunsthalle, von der man ja gewohnt ist, dass sie bei jeder Ausstellung anders aussieht, ist nicht mehr wieder zu erkennen. Sobald man die Treppe heraufgekommen ist und in den Ausstellungsraum kommt, betritt man eine andere Welt. Blendendes Weiß, überall. Die Decke ist mit einem transparenten, weißen Tuch abgehängt, der Boden weiß, die Wände weiß, das Licht weiß. In diesem weißen Raum, einem wahrhaftigen „White-Cube“, befinden sich – sehr reduziert angeordnet – extrem ästhetische Dinge. Kunst, oder Fragmente aus einem Forschungslabor?
Die Arbeiten von Carsten Nicolai sind inspiriert von den Gesetzen der Polarität. Hell - dunkel, reflektierend - absorbierend, sichtbar - unsichtbar, positive - negative Energie, ja - nein, plus und minus. In diesen Spannungsfeldern wurzeln die Phänomene, die Nicolai abbildet, sichtbar und hörbar macht und denen er Gestalt gibt. In der Frankfurter Ausstellungshalle „Schirn Kunsthalle“ nimmt diese Dualität eine zusätzliche Materialität und Ordnung an. Die Polarität prägt die gesamte Struktur der Ausstellung. Es gibt zwei getrennte Räume, die durch eine Passage verbunden sind. Der erste Raum ist sehr hell, der andere extrem dunkel. Sie tragen den Titel „reflex“ und „anti“. Sowohl die Räume heißen so, als auch zwei in diesen Räumen befindliche Objekte, als auch die gesamte Ausstellung – anti reflex.
Die verbindende Passage ist ein Zwischenraum, dessen Wände mit kleinen Quadraten aus dicht beieinander liegenden, feinen schwarz-weißen Linien bedeckt sind, die ein Flimmern auf den Augen erzeugen. Man nimmt sie wahr als visuelle Rhythmen, pulsierende Felder und sich verändernde Farben. Dahinter liegt der zweite Raum der Ausstellung, das Gegenstück zum ersten.
Instinktiv betritt man zunächst den hellen Raum – „reflex“. Und wieder kommt einem die Frage in den Sinn: Handelt es sich bei diesen Objekten hier um Kunstwerke, im Sinne von „künstlichen, zweckfreien Objekten“ oder sind das Dinge, die Nicolai aus Forschungslabors entführt hat, zerlegt, fragmentiert und wieder neu arrangiert? Die Arbeit „telefunken“ besteht beispielsweise aus Monitoren, die ganz offensichtlich eine Art von Impulsen abbilden. Feine Linien aus Licht zeichnen sich auf dem ansonsten schwarzen Bildschirm ab. Daneben sind strenge Tafelbilder an den Wänden angebracht. Sie erinnern an die minimalistische Malerei der 60er und 70er Jahre. Verschieden breite schwarze Streifen über einer transparenten weißen Oberfläche. Bei näherem Hinsehen erkennt man, dass es sich bei den Streifen um Magnetbänder handelt. Sind sie „blanko“ oder sind sie bespielt? Wenn ja, mit was? Musik, Bildern, Texten? Es geht offensichtlich um eine Art von Information, aber zunächst bleibt unklar um welche. Ein leises Summen dringt durch den Raum. Weiter hinten sind verschiedene kristallähnliche Gebilde zu entdecken.
Alles ist weiß, grau oder schwarz. Die Inszenierung ist perfekt und die den Betrachter umgebende Ästhetik ist die des perfekten Arrangements der vollkommenen Oberflächen. In ihrer extremen Reduzierung erscheint die Kunst von Carsten Nicolai von einer fast schon einlullenden Schönheit. Kabel, Monitore und Lautstärker, deren optische Erscheinungen nicht versteckt werden, sondern offen daliegen, dominieren weite Teile des Ausstellungsraumes. Sie verweisen deutlich auf das Interesse des Künstlers an visuellen und akustischen Phänomenen und auf seine Umsetzung dieser Phänomene mit elektronischen Geräten und deren Möglichkeiten.
Im hinteren Teil des langen Raumes steht ein großer betretbarer „White-Cube“. Es ist ein weißer Kristall von mehr als 2,5 Metern Höhe. An seinen milchig -transparenten Wänden sind kleine Mikrophone angebracht. Der Kristall sieht fast so aus, als sei er an ein EKG angeschlossen und als würden seine Gehirnwellen gemessen. Tatsächlich ist es genau anders herum. Die Mikrophone tasten keine Wellen ab, sondern sie geben welche von sich. Wenn man in das Innere dieses „White-Cube“ tritt, ist man von dem so genannten „Weißen Rauschen“ umgeben. Eine feine akustische Haut legt sich um den Betrachter und entführt ihn in die Welt von Frequenzen und Impulsen, in der die Sinneswahrnehmungen von Auge und Ohr gesteigert werden, während das Gefühl von Zeit und Raum einen schon bald verlässt.
Das ist die Installation reflex. Ein wenig erinnert sie an Hochhaus-Architektur oder an ein Raumschiff, das gerade gelandet ist oder auch an eine Zelle aus einem Sience-Fiction Film. Es kommt einem bekannt vor und gleichzeitig fremd. Die Ästhetik in ihrer glatten, perfekten Schönheit lässt einen an Design-Zeichnungen denken. Die tatsächlich erlebte Größe und Materialität des Objektes lässt es dagegen seltsam unwirklich wirken.
Wenn man die Passage durchschreitet, die beide Teile der Ausstellung miteinander verbindet, fällt man regelrecht in die Dunkelheit hinein. Ähnlich wie auch schon in „reflex“, ist der Besucher auch in „anti“ von verschiedenen akustischen Phänomenen umgeben. Rauschen, Knistern und Funken locken in die Dunkelheit. Während man umhertastet (und dabei möglicherweise mit anderen Besuchern zusammenstößt) entdeckt man futuristisch anmutende Geräte und Stahlröhren, die an Raketentriebwerke oder Torpedos erinnern. Der Boden wird plötzlich weich und nachgiebig, auf einer Leinwand zeichnet sich Schneegestöber ab, das sich alle paar Sekunden in neue Muster ordnet und ein riesengroßer schwarzer Kristall taucht aus der Dunkelheit auf und antwortet auf das Neugierige Ertasten und Umrunden der Besucher mit einem Brummen und Knistern.
anti ist das Gegenstück zu reflex. In Albrecht Dürers berühmten Kupferstich melancholia I von 1514 ist eine Art Engel zu erkennen. Ein weibliches Wesen mit großen Flügeln sitzt gedankenverloren auf einem Steinvorsprung. Den Kopf hat sie schwer in die linke Hand gestützt, während die rechte in ihrem Schoß auf einem mit Spangen verschlossenen Buch ruht und einen Zirkel hält. Die Gestalt ist von Messgeräten aus der Mathematik, Geometrie und Trigonometrie umgeben sowie von Werkzeug. Hammer, Hobel, Feile, Lineal und Nägel sind rings um die Figur verstreut. Des weiteren finden sich in ihrer unmittelbaren Nähe ein schlafender Hund, eine Kugel, ein kleines Engelchen auf einem Mühlrad, eine Sanduhr, die auf die verrinnende Zeit hinweist und ein großer, scheinbar massiver Kristall. Dieser Kupferstich hat der Kunstwissenschaft schon viele Stunden des Kopfzerbrechens beschert. Man weiß bis heute nicht, was all die Dinge auf dem Blatt bedeuten sollen. Einzelne Elemente verweisen auf die Alchemie, der schlafende Hund möglicherweise auf den Bereich des Traumes und der Strahlenkranz am Himmel auf eine metaphysische Erscheinung? Was der Kristall bedeuten soll, aus was für einem Material er ist, ob er hergestellt wurde, durch handwerkliche Kunst, Alchemie oder Magie oder ob er ein natürliches Phänomen ist, wusste noch kein Wissenschaftler zu beantworten.
Carsten Nicolai aber hat ihn ins Leben geholt und tatsächlich noch einmal geschaffen. Denn der schwarze Kristall anti, der im Gegensatz zu seinem Gegenstück reflex nicht zu betreten ist, ist diesem Kupferstich von Dürer entnommen. Nicolai hat den rätselhaften Kristall aus melancholia in seinen Proportionen nachgebildet und auf eine Größe von 2,55 Meter vergrößert. Er reagiert auf das Magnetfeld von Körpern, so dass eine Interaktion mit dem Besucher möglich wird. Wenn man sich an ihm entlang bewegt, antwortet er mit Brummen und Knistern. Der Mechanismus jedoch bleibt buchstäblich im Dunkeln. Da der Kristall schwarz ist und sich in einem fast vollkommen schwarzen Raum befindet, taucht er in seiner monolithischen Größe wie eine Erscheinung auf, in seinen Ausmaßen und Proportionen im ersten Moment gar nicht fassbar.
Beide Räume erinnern an Forscherlabore, teilweise sogar an den lange zurückliegenden Physikunterricht an der Schule. Aber während auf der einen Seite den Arbeiten deutlich anzusehen ist, dass sie in wissenschaftlichen Fragen und rationalem Denken wurzeln, sind sie selbst gleichzeitig rätselhaft und poetisch. Man weiß zunächst nicht, was gemessen wird und was abgebildet und ob die sichtbaren und hörbaren Erscheinungen Resultate präziser Messgeräte sind oder dem visionär-gestalterischen Willen des Künstlers entspringen oder ob sie ein Konglomerat aus beidem sind. Man lauscht den mikroskopischen Tönen von Nicolais Schallplattenaufnahmen, die sich langsam und kontinuierlich drehen, betrachtet die minimalistischen Strukturen seiner Installationen, Gemälde und Skulpturen – und die Welt wird zu einem Ort der fantastischen Experimente und brillanten Lösungen.
Dabei versucht Nicolai den Betrachter in den Kern seiner Arbeit hineinzuziehen, ihn in sein Werk zu integrieren und an einem offenen, kreativen Prozess zu beteiligen. Bei der Arbeit visuelles Feld ist einem kleinen Raum eine Kamera so montiert, dass sie die gegenüberliegende Wandzeichnung beobachtet. Ein Bildschirm gibt die visuellen und akustischen Signale der Kamera wieder. Der Besucher kann den Raum nicht betreten, ohne in das Blickfeld der Kamera zu geraten. Er verändert automatisch Bild und Ton und es ist ihm nicht möglich, ein störungsfreies Bild zu empfangen. Wenn der Künstler so unmittelbar den Betrachter in seine Arbeit integriert, ist es möglich, dass der Betrachter auf Elemente stößt, die der Künstler nicht vorausgesehen hat und auch nicht kontrollieren kann. Indem Nicolai mit der Kontinuität von Form und Klang und der Entsprechung zwischen Sehen und Hören arbeitet, verbindet er diese zyklischen Elemente der Natur mit den Zyklen und Schwingungen, die im Betrachter selbst entstehen.
Teilweise spricht die Ästhetik der von Nicolai verwendeten technischen Apparaturen für sich und entfaltet eine ganz eigen Welt der Assoziationen und Bedeutungsebenen. Es ist eine Welt der Präzision und der scheinbaren Machbarkeit von Unmöglichem. Raumschiff Enterprise ist in der Schirn gelandet. Und so, wie keiner weiß, wie das Beamen an Bord dieses Raumschiffes eigentlich funktioniert, so gibt es doch eine Reihe von optischen und akustischen Zeichen, die dem Betrachter anzeigen, dass er an einem geheimnisvoll technischen Ort gelandet ist, an dem solche Dinge möglich erscheinen.
Die Kunstwerke Nicolais verspiegeln die Wahrnehmungen von Auge und Ohr. Er macht Töne und Rhythmen sichtbar und visuelle Phänomene hörbar. Dabei ist die Frage, was gehört und was gesehen wird, nicht nur ein erstes, verwundertes Aufmerken des Betrachters, sondern ein immer wiederkehrendes wesentliches Thema seiner Arbeit. Was sehe ich da? Was höre ich da?
Nicolai hinterfragt scheinbar vertraute Phänomene und geht dabei mit der Präzision eines Wissenschaftlers vor. So werden z. B. Schallwellen ein visuelles Phänomen, das Auge kann sie nach verfolgen und nachvollziehen. „Ich arbeite gerne unter sehr präzisen Bedingungen und in diesem Sinne sind wissenschaftliche Forschung und künstlerische Prozesse mehr oder weniger das gleiche.“ Das Interesse Nicolais an der Wissenschaft geht aber über die Präzision bei der Arbeit weit hinaus. In dem Kupferstich von Albrecht Dürer ist an der Wand über der Figur ein Quadrat zu sehen, das in vier mal vier kleinere Quadrate unterteilt ist. In jedem dieser kleinen Quadrate sind Zahlen, die addiert, sowohl horizontal, als vertikal, als auch diagonal immer die gleiche Endsumme ergeben. Solche Phänomene dargestellt auf Bildern öffnen das Tor der Begegnung zwischen Wissenschaft und Kunst. Die Meditation über geometrische Proportionen wird zu einem Weg, die Struktur der Welt wahrzunehmen.
Wissenschaftliche Forschung und künstlerische Spekulation sind schon einmal, zu Dürers Zeiten, während der Renaissance in einen Dialog getreten. In den Arbeiten von Carsten Nicolai tun sie es wieder. Im 16. und 17. Jahrhundert hat eine ganze Reihe von wissenschaftlichen Entdeckungen und Beobachtungen unsere Wahrnehmung von Welt grundlegend verändert. An der Zeitenwende zur Neuzeit verlor sich das stabile Gerüst des bedingungslosen Glaubens an christliche Dogmen und machte einer unbändigen Neugier platz. Der sich Bahn brechende Forschungsdrang erforschte die Gesetze der Optik, der Bewegung, der Schwerkraft, der Umlaufbahnen der Planeten und der Messung von Zeit und schuf völlig neue Paradigmen. Die Renaissance als Schnittstelle von Glauben und Wissen, von Neuzeit und Mittelalter, der lichten Klarheit des Verstandes und dem dumpfen Wahn der Inquisition fasziniert bis heute. Nicolai interessiert sich für die Konzepte der Renaissance und ist auf der Suche nach Erkenntnis: „Ich bin nicht religiös. Ich glaube an mathematische Modelle, geometrische Systeme und eine spezifische Logik. Ich glaube, dass der Natur ein Masterplan zugrunde liegt, allerdings hat dieser nicht die Form eines einzigen Planes, sondern die eines komplexen Musters unterschiedlicher, ineinander verflochtener Pläne.“
In manchen seiner Arbeiten greift der Künstler unmittelbar auf die Forschung der Renaissance zurück. So existiert ein Text von Johannes Kepler, den dieser 1611 veröffentlicht hat und der den Titel trägt: „Über die sechseckige Struktur der Schneeflocke“ In dieser ersten wissenschaftlichen Veröffentlichung über die Struktur von Schneekristallen weist Kepler nach, dass Schneekristalle immer eine sechsfache Symmetrie aufweisen. Diese komplexe, kristalline Symmetrie gehört zu den faszinierendsten und schönsten Geheimnissen der Natur, der Kepler versuchte mit einer logischen Beweisführung auf den Grund zu kommen. Auch Nicolai ist fasziniert von diesen feinen weißen Sternen, die immer neue Formen annehmen, in einer unendlichen und nimmermüden Vielfalt der Erscheinungen. Bei der Arbeit snow noise hat der Besucher die Möglichkeit, in einem laborähnlichem Raum, das Entstehen eines Schneekristalls zu initiieren. Kühlcontainer bieten die Möglichkeit, eigens dafür präparierten Glaszylinder auf eine Temperatur von minus 25 Grad Celsius zu kühlen. Nur wenige Minuten, nachdem das Glas in den Kühlcontainer eingesetzt wurde, können einfache Formen von Schneekristallen beobachtet werden. Im Laufe der Zeit entstehen komplexere Strukturen, die sich untereinander nie wiederholen. Eine systematische Darstellung der Variationsvielfalt von Schneekristallen in Form einer Grafik hilft dem Besucher, einzelne Kristallstrukturen zu identifizieren. Durch eine sublime Licht- und Tongebung konzentriert sich snow noise auf Mikrostrukturen und verschiebt somit den Fokus unserer Wahrnehmung.
Diese Faszination am Sichtbaren, das Anzweifeln von Bekanntem, gepaart mit Neugier und dem Mut anders zu denken, das verbindet den Wissenschaftler mit dem Künstler. „Wer nur der bestehenden Logik folgt, verhält sich wie eine Maschine. Erst wer diese Gesetze durchbricht und etwas Unvorhergesehenes tut, betritt neuen Boden. Viele berühmte wissenschaftliche Erfindungen sind durch Zufall entstanden, oft sind es die unerwarteten Augenblicke, die zu neuen Entdeckungen führen.“ Die Abhandlungen und die Spekulationen von Kepler haben Carsten Nicolai dazu inspiriert, wissenschaftliche Labormethoden mit der intuitiven Suche nach einer neuen Sprache für sein künstlerisches Schaffen zu verbinden. Die kristallinen Formen der Schneeflocke und der Kristall auf dem Kupferstich von Dürer finden ihren unmittelbaren Widerschlag in den Arbeiten des Künstlers.
Präzision und Zweifel finden sich in Nicolais Arbeiten wieder. Die Offenheit für Fehler bildet die Grundlage für Veränderung und Kreativität. Die dabei entstehenden Objekte sind Verflechtungen von Imaginärem und Realem. Sie spüren geheimnisvollen Phänomenen nach und versuchen unsere Wahrnehmung in neue Bahnen zu lenken. Dabei arbeitet Nicolai mit Reduktion und Abstraktion. Seine Bilder sind aus durchsichtigen Materialien gefertigt. Klangphänomene wie Frequenz, Rhythmus und Zyklen sind Ausgangspunkt vieler seiner Arbeiten, mathematische Gestaltungsprinzipien wie Spiralen und Algorithmen bilden die visuelle Grundlage. Licht und Dunkelheit sind wesentliche Elemente.
All diese Überlegungen werden aber in der Ausstellung selbst überlagert von der minimalistischen Schönheit der Objekte von Nicolais. Die technisch-kühle und perfekte Ästhetik des elektronischen Designs, ist manchmal sogar zu glatt, zu perfekt und zu technisch, um wirklich geheimnisvoll zu sein.
Stefanie Bickel
Carsten Nicolai
Crystalline Beauty In Mathematical Space
Starship Enterprise lands at the Schirn
Sculpture July/August 2005, pages 40-45.
International Sculpture Center: www.sculpture.org
Reproduced with kind permission.
While visitors may have become accustomed to the Frankfurter Kunsthalle changing its look with every exhibition, this time it is absolutely unrecognizable. Climbing the stairs and entering the exhibition space is like being transported to another utterly, blindingly white world. The ceiling is hung with a transparent white fabric, the floor is white, the walls and lighting, all white as far as the eye can see. In this white room, a “white cube” there are objects of extreme beauty – very exactingly and minimal.
Carsten Nicolai’s inspiration is polarity: bright/dark, reflective/absorptive, visible/invisible, positive energy/negative energy, yes/no, plus/minus. He presents phenomena rooted within these fields of tension, makes them visible and audible and gives them physical form. In the Frankfurter Schirn Kunsthalle this duality is given a structure. Polarity influences the entire layout of the exhibition. Two separate rooms are connected by a passageway, the first room very bright, the second extremely dark. Like the two works in the exhibition, one in each room, the rooms are also titled reflex and anti. The exhibition itself is a combination of the two – anti reflex.
The connecting passagway acts as interspace. The walls are covered with small squares, themselves covered with very closely spaced fine black and white lines that create a shimmer and flicker on the visual cortex. They can be understood as visual rhythms, pulsing fields of varying colors. Behind this is the second room of the exhibition, counterpart to the first.
When first entering the bright room – reflex –a question intuitively comes to mind: Are these objects art, meaning “artificial objects without purpose”, or are they items that Nicolai seized from a research lab, took apart, fragmented and arranged anew? The piece telefunken, for example, is made up of monitors that quite obviously display some sort of impulse. Fine lines of light draw themselves across an otherwise black screen. Next to them, austere panels hang on the walls, reminiscent of Minimalist paintings from the 60‘s and 70’s – black stripes of varying widths cross a transparent white surface. Looking more closely viewers recognize that the stripes are actually lengths of magnetic tape. Are they blank or recorded? If so, with what: music, photos, text? Apparently it is some type of information, but the specifics remain unclear. A soft humming fills the space, and further back a number of crystal-like objects await discovery.
Everything is white, gray or black. The staging is flawless, the surrounding aesthetic a perfect arrangement of ideal surfaces. A lulling beauty emanates from Nicolai‘s art. Cables, monitors and speakers, openly displayed, dominate large swaths of the gallery. These elements clearly demonstrate the artist’s interest in visual and acoustic phenomena and their realization through the use of electronic equipment.
At the back of the long room stands a large White Cube that viewers can enter – a white crystal more than 2.5 meters tall. The tiny microphones installed on its milky-opaque walls give the illusion the cube is connected to an EEG measuring brain-wave activity. Actually, the microphones do not measure any wavelengths or frequencies; instead they emit them. Inside White Cube viewers are enveloped by “white noise” – it is like walking into a fine acoustic skin that surrounds you and transports you to a world of frequencies and pulses, interpreted and enhanced by your eyes and ears. Feelings for concepts like space and time fade.
This is the reflex installation, somewhat reminiscent of high-rise architecture, a recently landed spaceship or even a jail cell from a science-fiction movie, feeling simultaneously both familiar and alien. With its smooth, perfect beauty, it calls forth design renderings. The actual experience of the size and physicality of the object, on the other hand, seems strangely surreal.
Moving through the passageway connecting the two parts of the exhibition is like falling into the heart of darkness. As in reflex, in anti the visitor is surrounded by acoustic manifestations. Hissing, crackling and clicks lure unsuspecting visitors into the darkness. Navigating through the room (which can also mean bumping into other visitors), the viewer finds futuristic-appearing apparatus and steel tubes not unlike torpedoes or rocket engines. The floor suddenly softens and yields. A screen shows a projection of snow flurries that form into patterns and change every few seconds. A gigantic black crystal emerges from the darkness and answers the visitors’ curious touches with a humming and crackling.
anti is the counterpart to reflex. Albrecht Dürer’s famous copperplate engraving Melancholia I (1514), shows an angelic being in the foreground. Lost in thought, the winged figure sits on a slab of stone; her head lies heavily, supported by her left hand, while her right holds a caliper and touches a closed book. The figure is surrounded by instruments of mathematics, geometry and trigonometry as well as hand tools, including a hammer, plane, file, ruler and nails. In her immediate vicinity are also a sleeping dog, an orb, a tiny angel sitting atop a millstone, an hourglass to represent the passing of time and a large, apparently solid crystal. Dürer’s engraving has been the source of many headaches for artists and art historians over the ages. It remains unclear what all the imagery means. Certain elements point to alchemy, the sleeping dog may possibly represent the dream world and the corona/comet in the heavens could be a metaphysical apparition. What the crystal represents, of what material it is made, if it was manufactured by handiwork, alchemy or magic or if it is a natural phenomenon all remain unanswerable questions.
Nicolai, though, has brought Dürer’s mysterious form to life in his black crystal anti. Nicolai proportionally enlarged his version, which unlike its analogue reflex cannot be entered, to a height of 2.55 meters. Its magnetic field is disrupted by that of the human body, thus it interacts with the gallery’s visitors. When viewers walk by or touch the work, it answers with humming and crackling. The mechanism, however, remains literally in the dark. Since the crystal is black and located in an almost completely darkened room, it emerges, monolithic in size, like an apparition – its scale and proportions are difficult to comprehend.
Both rooms, reminiscent of research laboratories, may also conjure long-ago physic courses. But while the works are clearly rooted in representations of scientific questions and rational thinking, they are at the same time enigmatic and poetic. It remains difficult to fathom what is being measured and displayed, whether the visible and audible apparitions result of precise instrumentation or pour forth from the visionary-creative will of the artist – perhaps they are a combination of the two. Listening to the microscopic tones of Nicolai’s constantly and slowly rotating recordings, observing the Minimalist structures of his installations, paintings and sculptures, the world becomes a place of fantastic experiments and brilliant solutions.
Nicolai attempts to involve you, the viewer, in his art, integrating you into it and thus allowing you to take part in an open creative process. The room installation visuelles Feld (visual array) contains a small camera mounted opposite a wall projection. A monitor reproduces acoustic and visual signals from the camera. Visitors cannot enter the room without entering the camera’s field of operation; mere presence automatically changes the picture and tone, thus making it impossible to see an interference-free image. When artists so directly integrate the viewer into their work, they may create unanticipated reactions that they can no longer control. Inasmuch as Nicolai works with the continuity of shape and sound and the correspondence between vision and hearing, he combines the cyclical elements of nature with the cycles and oscillations created within the viewer.
In part, the technical-equipment aesthetic Nicolai uses speaks for itself and creates its own unique world – a world of associations and levels of meaning. This world is one of precision, where the impossible is made possible. An array of optic and acoustic signs announce we have landed in a mysterious technical place.
Nicolai’s works transpose our visual and aural perceptions by making tones and rhythms visible and visual phenomena audible. The question of what is being seen and heard is not just a viewer’s first amazed impression; instead it represents a repeating and fundamental theme in his work: What am I seeing? What am I hearing? Nicolai analyzes these familiar processes and does so with scientific accuracy. For example, sound waves are projected onto a screen so that the eye can visually comprehend them. “I like to work under very precise conditions and in that sense scientific research and artistic processes are more or less the same.” His interest in science, however, transcends the precision of his work. Dürer’s Melancholia I also shows a square on the wall above the figure, subdivided into a four-by-four grid of smaller squares, each with its own number. The sums of the horizontals, verticals, and diagonals of the large square are all equal. These images of mathematical oddities open the doors of congress between science and art: a meditation on geometric proportions becomes a way to experience the structure of the world.
Scientific research and artistic speculation enjoyed a dialogue during Dürer’s time. In Nicolai’s work, they do so again. The 16th and 17th centuries saw a range of scientific discoveries and observations that changed our view of the world. Just before the modern age, the stable framework of unquestioning belief in Christian dogma lost ground to an unbridled level of curiosity about the surrounding world and its workings. The laws of optics, motion, gravity, the planets’ orbits and the measurement of time were discovered; groundbreaking research and an unparalleled thirst for knowledge produced completely novel paradigms. The Renaissance remains fascinating to this day as interface between belief and knowledge, between the Middle Ages and the Modern Era, between the dark insanity of the Inquisition and the bright clarity of reason. Nicolai is interested in the concept of the Renaissance and is searching for insight himself: “I am not religious. I believe in mathematical models, geometric systems and rigorous logic. I believe there is a master plan underlying all of nature. However, it does not take the form of one single plan but instead is a complex pattern of differing, interwoven plans.”
Some of his works are based directly on Renaissance research. Kepler’s 1611 text On the six-cornered snowflake was the first scientific treatise published about snowflake crystal morphology. Kepler recognized that snowflakes always exhibit six-fold symmetry and that this complex crystalline structure is one of the most fascinating and beautiful occurrences nature has to offer. He tried to understand and explain this morphology through logical reasoning. Nicolai is also fascinated by these fine white stars, with their infinite variety of new shapes and forms. The installation snow noise gives viewers the possibility to initiate the creation of ice crystals in a laboratory-like setting. The freezers can be used to cool a specially prepared glass cylinder to a temperature of minus 25 degrees Celsius. Just a few minutes after setting the container into the freezer, simple ice crystals begin to form. Over time, more complex structures crystallize, forming shapes that never repeat themselves. A scientific table holds drawings that depict the large number of various types of ice crystals; with them, the viewer can identify individual crystalline structures. Through the sublime use of light and sound, snow noise focuses our full attention onto microstructures.
The scientist and the artist are connected by their fascination with the visual, by their challenging of established paradigms, and by their curiosity and their courage to think differently. Nicolai says, “Those who only follow logical rules are acting like machines. The person who first bursts the mold and does something unexpected is the one who breaks new ground. Several of the more famous scientific inventions are products of coincidence; often it’s the unexpected moments that trigger new discoveries.” Kepler’s treatises and speculations inspired Nicolai to combine scientific laboratory methodology with his intuitive search for new expressive languages, this time reproducing the crystalline structures of snowflakes and the crystal in Dürer’s engraving.
Precision and skepticism echo in Nicolai’s works. Being willing to admit mistakes is a basic necessity for creativity and change. The objects created by this process represent an integration of the imaginary and the real. They trace mysterious phenomena and try to lead our perception in new directions. To this end, Nicolai works with reduction and abstraction. His paintings are made of transparent materials. Acoustic wavelengths, frequencies, rhythms and cycles provide a starting point for many of his works; mathematical principles, shapes like spirals, and algorithms make up the visual foundation; light and its absence are its basic elements.
Many of these considerations, however, are in danger of being eclipsed by the Minimalist beauty of the exhibition. The technical coolness and perfect electronic design aesthetic actually seem almost too smooth and too perfect to capture the mysterious, almost miraculous conjunction of science and art.